Weisheitszähne
Die operative Entfernung von Weisheitszähnen zählt zu den häufigsten Operationen in der dentoalveolären Chirurgie. Bei den meisten Menschen brechen die Weisheitszähne erst im Erwachsenenalter oder gar nicht durch. Eine Entfernung ist ratsam.
Hinweis: Im Atlas der Oralen Chirurgie hat Prof. Sailer und Dr. Pajarola sämtliche oralchirurgischen Eingriffe Step by Step beschrieben (Thieme Verlag).
Warum Weisheitszähne entfernt werden sollten
- Wegen erschwertem Zahndurchbruch: Die häufigste Ursache hierfür sind enge Platzverhältnisse, vorwiegend im Unterkiefer. Bei teilweise durchbrochenen Weisheitszähnen tritt sehr oft eine akute Infektion auf. Es bildet sich eine Tasche unter der Zahnfleischkappe, in der sich Bakterien stark vermehren. Diese Entzündung führt oft zu starken Schmerzen, zu Rötungen und Schwellungen des umliegenden Weichgewebes, zu Schluckbeschwerden bis hin zu einer deutlichen Behinderung der Mundöffnung und Abszessbildung.
- Wegen Verlagerung des Weisheitszahnes: Der Platzmangel im Kiefer führt oft zur Achsenneigung des Zahnes. Horizontal verlagerte Weisheitszähne können auf benachbarte Zahnwurzeln drücken und das Absterben des Zahnes hervorgerufen. Ein vertikal verlagerter Weisheitszahn kann eine Sensibilitätsstörung verursachen.
- Wegen Karies oder Pulpitis im Weisheitszahn, da die Reinigung oft erschwert ist.
- Wenn sich der Weisheitszahn in der Bruchspalte bei Unterkieferfraktur befindet.
- Bei kieferorthopädischen Anforderungen.
- Bei prothetischen Anforderungen vor einer komplexen Sanierung.
- Vor Organtransplantationen, da retinierte Weisheitszähne als Herd für Infektionen anzusehen sind.
Operative Entfernungen im Unterkiefer sind öfters mit Komplikationen verbunden
Zu beachten ist, dass die Knochendichte im Unterkiefer ausgeprägter ist als im Oberkiefer. Dementsprechend ist zu erwarten, dass die operative Entfernung im Unterkiefer öfters mit Komplikationen verbunden ist. Der Weisheitszahn weist zahlreiche Variationen sowohl in anatomischer Form als auch in der Zahl der Wurzeln auf. Dadurch ist die Extraktion der Zähne meistens erschwert.
Vor der Operation kann ein langanhaltendes Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen 600) verabreicht werden oder auch eine Analgosedierung (medikamentöse Schmerzausschaltung bei gleichzeitiger Beruhigung). Bei Entfernung aller vier Weisheitszähne in einer Sitzung ist der Vollnarkose oft der Vorzug zu geben.
Häufig ist der Zahn im Kiefer verankert. Ist der Zugang zu den anderen Mahlzähnen und dem Kieferwinkel zu klein oder wenn der Zahn horizontal im Kiefer liegt, muss der Zahn durchtrennt werden. In Jod getränkte Gase wird zwischen Wunde und Lappe platziert, Schmerzmittel und Antibiotikum werden verordnet.
Entsprechendes Verhalten nach der Operation fördert die Wundheilung
In den ersten 48 Stunden sorgen Coolpacks für Abhilfe. Die Mundhygiene kann wie gewohnt erfolgen. Bei Bedarf sollte eine ganz weiche Zahnbürste benutzt werden. Falls intensive Schmerzen auftreten, sollte vorübergehend auf das Zähneputzen verzichtet und stattdessen eine medizinische Mundspülung (0.1% Chlorhexidin) verwendet werden. Heftiges Schnäuzen und Niesen sollte vermieden werden.
Weiter zu meiden sind:
- Milchprodukte
- Kaffee, Schwarztee, Energydrinks
- Alkohol, Zigaretten
- Vollkornprodukte, Reis
- Sport, Sauna, Solarium, Sonnenexposition
In der Regel erfolgt eine gute Wundheilung und der Eingriff verläuft komplikationsfrei. Nach 3 Wochen ist die Mundschleimhaut vollkommen verheilt.
Illustration der Operationstechnik bei einer Entfernung von einem nicht vollständig durchgebrochenen Weisheitszahn.
Das Demonstrationsvideo ist lediglich illustrativ.
Illustration der Operationstechnik bei einer Entfernung von einem nicht durchgebrochenen Weisheitszahn.
Das Demonstrationsvideo ist lediglich illustrativ.
Illustration der Operationstechnik bei einer Entfernung von einem verlagerten Weisheitszahn.
Das Demonstrationsvideo ist lediglich illustrativ.
Illustration von den Folgen bei einer Fehlstellung der Weisheitszähne
Das Demonstrationsvideo ist lediglich illustrativ.
Wurzelbehandlung
Eine Wurzelbehandlung ist notwendig, wenn sich das Zahnmark (Zahnpulpa) infiziert hat oder bereits abgestorben ist. Gut durchblutetes und mit Nerven versorgtes Bindegewebe bilden die zentralen Bestandteile der Pulpa. Die Reinigung des Wurzelkanalsystems mit anschliessender Wurzelfüllung dient dem langfristigen Erhalt des Zahnes.
Die häufigsten Ursachen für entzündetes Zahnmark sind
- Karies
- Fehlbelastung, extensives Zahnpressen oder Knirschen
- Trauma
- Kieferorthopädische Behandlung
- Parodontitis (tiefe Taschen)
- freiliegender Zahnhals
Entzündetes Gewebe breitet sich aus. Dies kann es aber im Wurzelkanal nicht, da es von der Zahnhartsubstanz umgeben ist. Somit sucht sich die Entzündung den Weg über das Foramen apicale in den Knochen, d.h. die Verbindung zwischen Zahn und Knochen, in welchem Nerven und Blutgefässe in den Knochen einströmen. Erreicht die Entzündung den Kieferknochen, spricht man von einer Wurzelspitzenentzündung. Aus dem Zahnschmerz wird ein Kieferschmerz. Die Reinigung des Wurzelkanalsystems mit anschliessender Wurzelfüllung dient dem Erhalt des Zahnes und befreit von Schmerzen. Die Wurzelkanäle werden durch eine Laserbehandlung desinfiziert.
Zysten
Zysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume im Knochen oder in den Weichteilen. Die Diagnose der verschiedenen Zysten findet histologisch statt, d.h. anhand des sie auskleidenden Zystenmembrans, dem sogenannten Zystenbalg. Zysten dehnen sich langsam aus und zerstören Knochen und lockern Zähne.
In der Kieferregion gibt es Zysten, die von den Zähnen und den Zahnanlagen ausgehen. Zu erwähnen sind hier auch die zystischen Tumore der Zahnanlagen, die immer eine Entfernung mit einem Sicherheitsabstand erfordern. Andernfalls kommt es zu Rezidiven und der Tumor wächst wieder.
Die Behandlung der gutartigen Zysten hängt von der Diagnose und der Grösse ab. Kleine Zysten können insgesamt entfernt werden, grosse Zysten werden meist erst eröffnet (Zystostomie oder Marsupialisation), so dass der innere Druck verschwindet. Danach verkleinert sich die Zyste und kann nach einigen Monaten entfernt werden. Der dabei entstehende Knochendefekt kann mit Eigenknochen oder mit lyophilisierten Knorpel (Lyoknorpel) gefüllt werden.